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| Mangelnde globale Zusammenarbeit sowie das Fortbestehen und die Zunahme eines kohlenstoffreichen Lebensstils sind allesamt Hindernisse für das Erreichen einer stabilen Begrenzung des Temperaturanstiegs auf 1,5 °C <ref name=":13" />. Selbst wenn alle derzeitigen Zusagen im Rahmen der NDCs des Pariser Abkommens eingehalten würden, würde dies nicht ausreichen, um die Erwärmung auf 1,5°C zu begrenzen, sondern zu einer Erwärmung von etwa 3°C führen - weit jenseits der Ziele des Pariser Abkommens oder allem, was für die Menschheit als sicher gilt. | | Mangelnde globale Zusammenarbeit sowie das Fortbestehen und die Zunahme eines kohlenstoffreichen Lebensstils sind allesamt Hindernisse für das Erreichen einer stabilen Begrenzung des Temperaturanstiegs auf 1,5 °C <ref name=":13" />. Selbst wenn alle derzeitigen Zusagen im Rahmen der NDCs des Pariser Abkommens eingehalten würden, würde dies nicht ausreichen, um die Erwärmung auf 1,5°C zu begrenzen, sondern zu einer Erwärmung von etwa 3°C führen - weit jenseits der Ziele des Pariser Abkommens oder allem, was für die Menschheit als sicher gilt. |
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− | === C. '''Annahmen über negative Emissionen''' === | + | === C. Annahmen über negative Emissionen === |
| Die obigen Szenarien mit niedrigen und sehr niedrigen Emissionen gehen davon aus, dass in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts ein gewisses Maß an Treibhausgasen durch Technologien mit "negativen Emissionen" entfernt wird. | | Die obigen Szenarien mit niedrigen und sehr niedrigen Emissionen gehen davon aus, dass in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts ein gewisses Maß an Treibhausgasen durch Technologien mit "negativen Emissionen" entfernt wird. |
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| Viele Wissenschaftler sind besorgt, dass das Versprechen zukünftiger unbewiesener Technologien, wie die Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre, die Maßnahmen verzögern wird, die heute ergriffen werden müssen, um den Klimawandel zu bekämpfen <ref name=":62" />. In der Vergangenheit haben mächtige Industrien das Versprechen von Zukunftstechnologien genutzt, um die weitere Nutzung fossiler Brennstoffe zu rechtfertigen. Technologien wie die "Kohlenstoffabscheidung" gibt es noch nicht in einem Umfang, der skalierbar ist, und daher stellt sich die Frage, ob man sich auf diese Technologien verlassen kann. | | Viele Wissenschaftler sind besorgt, dass das Versprechen zukünftiger unbewiesener Technologien, wie die Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre, die Maßnahmen verzögern wird, die heute ergriffen werden müssen, um den Klimawandel zu bekämpfen <ref name=":62" />. In der Vergangenheit haben mächtige Industrien das Versprechen von Zukunftstechnologien genutzt, um die weitere Nutzung fossiler Brennstoffe zu rechtfertigen. Technologien wie die "Kohlenstoffabscheidung" gibt es noch nicht in einem Umfang, der skalierbar ist, und daher stellt sich die Frage, ob man sich auf diese Technologien verlassen kann. |
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− | === D. '''Kippunkte - Können wir vorhersagen, was als nächstes passieren wird?''' === | + | === D. Kippunkte - Können wir vorhersagen, was als nächstes passieren wird? === |
| Auch die beste Wissenschaft kann die Zukunft nicht mit absoluter Sicherheit vorhersagen. Mit dem Klimawandel zu leben bedeutet, mit Unsicherheit zu leben <ref name=":16">UN, 2019, [https://gar.undrr.org/sites/default/files/gar19distilled.pdf Global Assessment Report on Disaster Risk Reduction]</ref>. In diesem Abschnitt betrachten wir Feedback-Schleifen und Kipppunkte als Beispiele für die Ungewissheit über die Zukunft unseres Klimas. | | Auch die beste Wissenschaft kann die Zukunft nicht mit absoluter Sicherheit vorhersagen. Mit dem Klimawandel zu leben bedeutet, mit Unsicherheit zu leben <ref name=":16">UN, 2019, [https://gar.undrr.org/sites/default/files/gar19distilled.pdf Global Assessment Report on Disaster Risk Reduction]</ref>. In diesem Abschnitt betrachten wir Feedback-Schleifen und Kipppunkte als Beispiele für die Ungewissheit über die Zukunft unseres Klimas. |
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| Die nächsten 10 Jahre werden für die Anpassung an den Klimawandel und dessen Abschwächung entscheidend sein. Wenn wir über die Risiken und Ursachen des Klimawandels gut informiert sind, können wir in der Gegenwart die besten Entscheidungen treffen, trotz der Tatsache, dass es nie möglich sein wird, die Zukunft mit Sicherheit vorherzusagen. Der Klimawandel vollzieht sich viel schneller als die Bemühungen, ihn zu bekämpfen, und die Vergangenheit ist kein zuverlässiger Indikator für die Zukunft <ref name=":16" />. Die Zukunft ist also ungewiss. Diese Erkenntnis schafft Unbehagen (ein Gefühl, dass die Dinge außer Kontrolle geraten), aber auch Chancen. Es ist noch Zeit, die Krise abzuwenden, wenn jetzt gehandelt wird <ref name=":16" />. | | Die nächsten 10 Jahre werden für die Anpassung an den Klimawandel und dessen Abschwächung entscheidend sein. Wenn wir über die Risiken und Ursachen des Klimawandels gut informiert sind, können wir in der Gegenwart die besten Entscheidungen treffen, trotz der Tatsache, dass es nie möglich sein wird, die Zukunft mit Sicherheit vorherzusagen. Der Klimawandel vollzieht sich viel schneller als die Bemühungen, ihn zu bekämpfen, und die Vergangenheit ist kein zuverlässiger Indikator für die Zukunft <ref name=":16" />. Die Zukunft ist also ungewiss. Diese Erkenntnis schafft Unbehagen (ein Gefühl, dass die Dinge außer Kontrolle geraten), aber auch Chancen. Es ist noch Zeit, die Krise abzuwenden, wenn jetzt gehandelt wird <ref name=":16" />. |
| ==Welche Maßnahmen bereits ergriffen wurden== | | ==Welche Maßnahmen bereits ergriffen wurden== |
− | ''Seit dem Pariser Abkommen sind sechs Jahre vergangen. Welche Maßnahmen haben die Länder bisher ergriffen, um die Emissionen und den Rückgang der biologischen Vielfalt zu verringern, und was muss noch getan werden?'' | + | ''Seit dem Pariser Abkommen sind sechs Jahre vergangen. Welche Maßnahmen haben die Länder bisher ergriffen, um die Emissionen und den Rückgang der biologischen Vielfalt zu verringern, und was muss noch getan werden?'' |
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− | '''A. Energiewende'''
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| + | === A. Energiewende === |
| Eine der wichtigsten Maßnahmen des nächsten Jahrzehnts wird die Umstellung der Stromerzeugung auf erneuerbare Quellen und die Abkehr von fossilen Brennstoffen sein. Das Wachstum der erneuerbaren Energien ist zwar wichtig, um die Abkehr von fossilen Brennstoffen zu ermöglichen, aber gleichzeitig könnte die zunehmende Verfügbarkeit erneuerbarer Energien einfach zu einem allgemeinen Anstieg des Gesamtenergieverbrauchs beigetragen. | | Eine der wichtigsten Maßnahmen des nächsten Jahrzehnts wird die Umstellung der Stromerzeugung auf erneuerbare Quellen und die Abkehr von fossilen Brennstoffen sein. Das Wachstum der erneuerbaren Energien ist zwar wichtig, um die Abkehr von fossilen Brennstoffen zu ermöglichen, aber gleichzeitig könnte die zunehmende Verfügbarkeit erneuerbarer Energien einfach zu einem allgemeinen Anstieg des Gesamtenergieverbrauchs beigetragen. |
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| Durch die Verbesserung und Steigerung der Energieeffizienz könnten die CO2-Emissionen bis 2040 um 40 % gesenkt werden, was Effizienzsteigerungen im Verkehrswesen (z. B. Elektroautos), in den Haushalten (effizientere Häuser und Geräte) und in der Industrie erfordern würde. Außerdem könnten die Haushalte weltweit jährlich mehr als 500 Milliarden Dollar an Energiekosten einsparen, wenn sie ihre Energieeffizienz (Strom, Erdgas zum Heizen und Kochen sowie Kraftstoffe für den Verkehr) erhöhen würden. | | Durch die Verbesserung und Steigerung der Energieeffizienz könnten die CO2-Emissionen bis 2040 um 40 % gesenkt werden, was Effizienzsteigerungen im Verkehrswesen (z. B. Elektroautos), in den Haushalten (effizientere Häuser und Geräte) und in der Industrie erfordern würde. Außerdem könnten die Haushalte weltweit jährlich mehr als 500 Milliarden Dollar an Energiekosten einsparen, wenn sie ihre Energieeffizienz (Strom, Erdgas zum Heizen und Kochen sowie Kraftstoffe für den Verkehr) erhöhen würden. |
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− | === B. '''Erhaltung und Wiederherstellung''' === | + | === B. Erhaltung und Wiederherstellung === |
| Die Probleme des Klimawandels, des Verlusts der biologischen Vielfalt, der Verschlechterung der Bodenqualität sowie der Luft- und Wasserverschmutzung sind miteinander verknüpft. Eine der größten Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte wird darin bestehen, diese Zusammenhänge zu erkennen und dafür zu sorgen, dass die Maßnahmen zur Bewältigung der einen Probleme keine unbeabsichtigten Auswirkungen auf die anderen haben. Zum Beispiel die Verdrängung der einheimischen Vegetation durch Monokulturen zur Gewinnung von Bioenergie oder die Zerstörung von Ökosystemen zum Bau von Infrastrukturen für erneuerbare Energien. | | Die Probleme des Klimawandels, des Verlusts der biologischen Vielfalt, der Verschlechterung der Bodenqualität sowie der Luft- und Wasserverschmutzung sind miteinander verknüpft. Eine der größten Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte wird darin bestehen, diese Zusammenhänge zu erkennen und dafür zu sorgen, dass die Maßnahmen zur Bewältigung der einen Probleme keine unbeabsichtigten Auswirkungen auf die anderen haben. Zum Beispiel die Verdrängung der einheimischen Vegetation durch Monokulturen zur Gewinnung von Bioenergie oder die Zerstörung von Ökosystemen zum Bau von Infrastrukturen für erneuerbare Energien. |
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| Kleinbauern, insbesondere Bäuerinnen, stehen im Mittelpunkt der Herausforderung, eine nachhaltige Ernährungssicherheit zu erreichen, und müssen durch Zugang zu Finanzmitteln, Bildung und Ausbildung sowie Informationen und Technologien gestärkt werden. | | Kleinbauern, insbesondere Bäuerinnen, stehen im Mittelpunkt der Herausforderung, eine nachhaltige Ernährungssicherheit zu erreichen, und müssen durch Zugang zu Finanzmitteln, Bildung und Ausbildung sowie Informationen und Technologien gestärkt werden. |
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− | === C. '''Globales Bewusstsein''' === | + | === C. Globales Bewusstsein === |
| Seit dem Sonderbericht des IPCC über die globale Erwärmung um 1,5 ºC im Jahr 2018 und der internationalen Wissenschafts- und Politikplattform für Biodiversität und Ökosystemleistungen Global Aseesment (IPBES) im Jahr 2019 ist das Bewusstsein für die Klima- und Umweltkrise weltweit erheblich gestiegen. | | Seit dem Sonderbericht des IPCC über die globale Erwärmung um 1,5 ºC im Jahr 2018 und der internationalen Wissenschafts- und Politikplattform für Biodiversität und Ökosystemleistungen Global Aseesment (IPBES) im Jahr 2019 ist das Bewusstsein für die Klima- und Umweltkrise weltweit erheblich gestiegen. |
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